Wie Hochschul-Alumni den deutschen M&A-Arbeitsmarkt unter sich aufteilen

von Florian Hamann
7 März 2013

Unzählige Absolventen spülen allein die deutschen BWL-Fakultäten alljährlich auf den hiesigen Arbeitsmarkt. Doch das M&A-Geschäft der Banken scheint in der Hand der Alumni einiger weniger, oftmals sogar winziger Hochschulen zu sein. So hat die auf M&A spezialisierte Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt die Lebensläufe von 214 M&A-Profis gesichtet, die bei Spitzen-Investmentbanken in Deutschland beschäftigt sind. Kleinere Häuser oder Boutiquen wurden nicht berücksichtigt.

Von einigen grossen M&A-Teams stammen 30 Prozent von der EBS
Demnach bringen die meisten M&A-Profis einen Abschluss von der European Business School in Oestrich-Winkel (EBS) mit. „Keine Business School ist so häufig in M&A vertreten wie die EBS. In meiner Stichprobe sind es 18 Prozent der Professionals. Das streut aber von Bank zu Bank deutlich. So haben wir in Frankfurt grosse M&A-Teams, bei denen 30 Prozent der Professionals an der EBS studiert haben inklusive der Team-Heads! Gefühlt kommt einem dann die EBS-Population wie 50 Prozent vor“, erläutert Tamm.
Dabei studieren an der EBS Business School im beschaulichen Rheingau gerade einmal 1300 Studenten. Für einen Einstieg ins M&A-Geschäft preist die Minihochschule ihren Master in Finance an: „Er ist auf deren Bedürfnisse zugeschnitten und bietet eine hervorragende Grundlage für einen erfolgreichen Einstieg in den Finance- und Bankingsektor.“
Wer an der EBS studieren möchte, muss jedoch tief in die Tasche greifen: Für ein Bachelor-Studium werden pro Semester 6950  oder insgesamt 41.700 Euro fällig. Für das Masterstudium erhöht sich dies pro Semester auf 7950 oder insgesamt 23.850 Euro.

Banken konzentrieren sich auf wenige Zielhochschulen
Auch der ehemalige Chef des M&A-Geschäfts für die deutschsprachigen Länder bei Lehman-Brothers Rudolf Wötzel hat in einem Interview mit eFinancialCareers eine ganz ähnliche Beobachtung gemacht. Vor seiner Zeit bei der Pleitebank hatte Wötzel im M&A bei der Deutschen Bank und der UBS gearbeitet. Demnach schauen sich die Banken an einigen privilegierten Hochschulen gezielt nach Nachwuchs um und nehmen an Campus-Events teil.
„Bei der Deutschen Bank waren es die EBS in Oestrich Winkel – die kontinuierlich bearbeitet wurde; in der Schweiz die Hochschule St. Gallen. Dann natürlich die London School of Economics und INSEAD in Fontainebleau bei Paris. Von normalen Unis wurde nur sporadisch oder gar nicht rekrutiert – höchstens noch einmal von Mannheim oder Köln. Die Absolventen von der EBS sind viel homogener und stromlinienförmiger als die von einer normalen Uni“, sagte Wötzel.
„Die Absolventen von der EBS können sich gut präsentieren und sie bringt gute Unternehmerpersönlichkeiten hervor“, beobachtet Tamm. Allerdings seien die „analytisch-kritischen Fähigkeiten“ laut der promovierten Wirtschaftswissenschaftlerin oftmals ausbaufähig.

Absolventen normaler Unis haben schlechtere Karten
Dagegen verfügt die Universität Mannheim über einen wissenschaftlich tadellosen Ruf. Mit 9 Prozent stellt die Uni auch die zweitmeisten Beschäftigten im M&A-Geschäft. „Damit schneidet die Universität Mannheim besser ab als andere Universitäten“, resümiert Tamm. Allein an der BWL-Fakultät sind dort rund 4000 Studenten eingeschrieben, wobei es auch Fakultäten für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik bzw. Wirtschaftsmathematik gibt.
Auf dem dritten Platz folgen mit insgesamt 6 Prozent die beiden Münchner Universitäten (LMU und TU). Von den normalen Universitäten finden sich in dem Ranking lediglich noch die Goethe-Uni in Frankfurt sowie die Uni Köln. Umgekehrt bringen fast die Hälfte der untersuchten 214 M&A-Profis einen Abschluss von einer privaten oder Spezialhochschule mit.

Wer von einer gewöhnlichen Uni stammt, muss Eigeninitiative zeigen
Dennoch rät Tamm Studenten anderer Hochschulen, den Kopf nicht hängen zu lassen. „In Deutschland kann jeder mit guten Noten und überzeugender Studiendauer egal von welcher Universität bzw. Business School er kommt, ins Investmentbanking einsteigen und einen Arbeitsplatz bei einer der führenden Banken erlangen“, sagt die Headhunterin.
Allerdings müssten die Studenten von normalen Unis von sich aus auf die Arbeitgeber zugehen. „Mindestens 30 Prozent der aktuell für Top-Häuser arbeitenden M&A-Banker waren bei einer weniger bekannten Universität. Die Kandidaten hier haben nur die Aufgabe, eigenständig den Weg zu ‚ihrer Bank‘ zu finden. Direkte Recruting-Veranstaltungen gibt es wahrscheinlich nicht und auch nur wenige Alumni, die bereits im Investmentbanking sind. Hilfreich ist dann, sich über Praktika bekannt zu machen“, rät Tamm.

Frankfurt School bereitet besser auf das Kapitalmarktgeschäft vor
Erstaunlich ist bei dem Ranking das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Frankfurt School of Finance and Management mit ihren 1177 Studenten in akademischen Programmen – zumal nach einer hochschuleigenen Befragung allein 41,8 Prozent der Absolventen bei Banken anfangen und weitere 14 Prozent bei anderen Finanzdienstleistern. „Die Frankfurt School ist sehr beliebt für Capital Markets – hier auch die vielen berufsbegleitenden Studien. Bei M&Alern sieht man es wenig (unter 2 Prozent)“, beobachtet Tamm.
Die Frankfurt School führt dies auf die traditionell grosse Bedeutung der dualen Studiengänge zurück. Vollzeitstudiengänge biete die Hochschule erst seit 2005 an. Laut Prof. Michael Grote, Vizepräsident der Frankfurt School und Leiter des Frankfurt Institute for Private Equity and M&A sei eine Tätigkeit im Bereich M&A kaum mit einem dualen Studiengang in Einklang zu bringen, da die Studenten während eines dualen Studiums nur drei Tage in der Woche im Unternehmen sind. Bei durchaus üblichen Arbeitszeiten bis Mitternacht, in heissen Phasen sogar bis 3 Uhr früh, sei dies mit einem dualen Studium kaum vereinbar.

Link zum Originalartikel auf efinancialcareers.com